Amsterdam, 8. Juli 2019 – Heute beginnt im Rijksmuseum die Operation Nachtwache, das größte und umfassendste Forschungs- und Restaurierungsprojekt, dem Rembrandts Meisterwerk je unterzogen wurde. Operation Nachtwache soll das Gemälde für die Zukunft optimal konservieren. Die Forschung und Restaurierung wird vor den Augen des Publikums in einer speziell für diesem Zweck konzipierten, gläsernen Kammer erfolgen.
Beginn der Operation Nachtwache im Rijksmuseum
Für die umfassende Untersuchung des Gesamtzustands der Nachtwache werden die neuesten und höchstentwickelten Forschungstechniken eingesetzt: von digitalen Bildgebungstechniken über naturwissenschaftliche und materialtechnische Untersuchungen bis hin zu Informatik und Künstlicher Intelligenz. Die Untersuchung wird zu einem besseren Verständnis sowohl der ursprünglichen Form als auch des aktuellen Zustands des Gemäldes führen sowie Einblicke in die zahlreichen Veränderungen geben, die an der Nachtwache in den letzten vier Jahrhunderten vorgenommen wurden.
Die Operation Nachtwache kann ab dem 8. Juli auch online verfolgt werden: rijksmuseum.nl/nightwatch
Von der kunsthistorischen Forschung bis zur Künstlichen Intelligenz
Die Operation Nachtwache beginnt mit einer umfangreichen Untersuchung zum ursprünglichen Farbauftrag, zu Rembrandts Materialien und Maltechnik, zu den Auswirkungen vorheriger Bearbeitungen und späterer Eingriffe, zur Alterung, zum Verfall und zu den Zukunftsaussichten für das Gemälde. Es werden die neuesten und fortschrittlichsten Untersuchungsmethoden und -techniken eingesetzt: von kunstgeschichtlicher und Archivforschung über naturwissenschaftliche und Materialforschung bis hin zu Informatik und Künstlicher Intelligenz. Der Maßnahmenplan, der sich aus der Untersuchung ergibt, wird die Grundlage für die Restaurierung des Gemäldes bilden.
12.500 Fotos in hoher Bildauflösung
Die Untersuchung beginnt mit dem Fotografieren des Gemäldes bei Tageslicht. Dies geschieht mit einer derartig hohen Auflösung, dass auf Mikroebene gezoomt werden kann. Zunächst werden Teilaufnahmen gemacht, die anschließend digital zu einem Bild montiert werden. Insgesamt werden mehr als 12.500 Fotos in einer extrem hohen Auflösung von 180 bis zu 5 Tausendstel Millimetern, aufgenommen. Noch nie zuvor wurde ein so großes Gemälde in derart hoher Auflösung fotografiert. Auf diese Weise können Details, wie beispielsweise Pigmentkörner, zum Vorschein gebracht werden, die mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind.
Im kommenden Jahr wird die Kombination aus Fotografie, einschließlich Infrarot- und UV-Strahlung, und verschiedenen hochentwickelten Bildgebungstechniken wie Makro-Röntgenfluoreszenz-Scanning und Hyperspektral-Bildgebung (RIS - bildgebende Reflexionsspektroskopie) den Zustand des Gemäldes minutiös aufzeichnen. Hierzu wurde ein spezieller Rahmen zur Bilderfassung konzipiert, auf den die verschiedenen Kameras und Lampen montiert werden können. Während der Untersuchungsphase wird das Gemälde Die Nachtwache aus seinem Rahmen genommen und auf eine speziell gebaute Staffelei gesetzt. Mithilfe zweier Scherenhebebühnen (Plattformlifte) kann so die gesamte Leinwand untersucht werden.
56 Makro-RFA-Scans
Mit dem Makrostrahl-Fluoreszenz-Scanner (Makro-RFA-Scanner), wird Die Nachtwache Millimeter für Millimeter gescannt. Dieser Scanner verwendet Röntgenstrahlen, geht aber einen Schritt weiter: Während ein Röntgenbild nur den Kontrast zwischen leichten und schweren Elementen zeigt, analysieren die Makro-RFA-Scans die verschiedenen chemischen Elemente im Lack, wie Kalzium, Eisen, Kalium und Kobalt. Daraus lassen sich die verwendeten Pigmente ablesen.
Die Makro-RFA-Scans können auch die Überarbeitungen aufzeigen und ermöglichen so einen Einblick in Rembrandts Malprozess. Um Die Nachtwache vollständig zu visualisieren, sind 56 Scans erforderlich, die jeweils 24 Stunden dauern.
Gläserne Kammer
Die Operation Nachtwache kann von allen verfolgt werden und findet vor den Augen der Öffentlichkeit statt. Deshalb wird Die Nachtwache während der Untersuchungen und der Restaurierung von einer gläsernen Kammer aus besonders klarem Glas umgeben, die vom französischen Architekten Jean Michel Wilmotte entworfen wurde.
Untersuchungsteam
Das Rijksmuseum hat viel Erfahrung mit der Restaurierung von Gemälden Rembrandts. Im vergangenen Jahr wurde die Restaurierung von Rembrandts spektakulären Ganzkörperporträts von Marten Soolmans und Oopjen Coppit abgeschlossen. Das Team für Die Nachtwache besteht aus mehr als 20 Naturwissenschaftlern, Konservatoren, Restauratoren und Fotografen des Rijksmuseums, die diese Aufgabe in enger Zusammenarbeit mit Museen und Universitäten im In- und Ausland durchführen werden, unter anderen mit dem Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed (RCE, Nationale Kulturerbe-Agentur), der Technischen Universität Delft (TU Delft), der Universität Amsterdam (UvA), den Amsterdam Universitair Medische Centra (UMC, Medizinischen Zentren der Universität Amsterdam), der Universität Antwerpen (UA) und der National Gallery of Art, Washington DC. Auch das Know-how der Farbspezialisten der Firma AkzoNobel wird genutzt.
Die Nachtwache
Die Nachtwache ist eines der berühmtesten Gemälde der Welt. Es gehört der Stadt Amsterdam und ist seit 1808 das Highlight der Sammlung des Rijksmuseums. Der Architekt des Rijksmuseum-Gebäudes Pierre Cuypers (1827-1921) schuf eine eigene Ehrengalerie für Die Nachtwache. Dort wird das Bild von mehr als zwei Millionen Menschen jährlich bewundert.
Das Gruppenbild der Offiziere und anderer Mitglieder der Bürgerwache des Bezirks II unter dem Kommando von Captain Frans Banninck Cocq und Lieutenant Willem van Ruytenburch, seit dem 18. Jahrhundert bekannt als Die Nachtwache, ist Rembrandts ehrgeizigstes Gemälde. Das 1642 von Mitgliedern der Amsterdamer Bürgerwehr in Auftrag gegebene Bild ist Rembrandts erstes und einziges Gemälde einer Bürgerwehr.
Es wird vor allem wegen seiner kühnen und energischen Komposition gefeiert: Anders als andere Maler des Goldenen Zeitalters stellt er die Musketiere eher in Bewegung als in statischen Porträtpositionen dar.
Förderer und Partner
AkzoNobel ist der Hauptsponsor der Operation Nachtwache.
Die Operation Nachtwache wird ermöglicht durch The Bennink Foundation, PACCAR Foundation, Piet van der Slikke & Sandra Swelheim, American Express Foundation, Het AutoBinck Fonds, Segula Technologies, Henry M. Holterman Fonds, Irma Theodora Fonds, Familie M. van Poecke, Luca Fonds, Piek-den Hartog Fonds, Stichting Zabawas, Cevat Fonds, Johanna Kast-Michel Fonds, Marjorie & Jeffrey A. Rosen, Stichting Thurkowfonds und durch den Nachtwacht Fonds.
Dank der Beiträge des Ministeriums für Bildung, Kultur & Wissenschaft, der Stadt Amsterdam, des Amsterdam Museums, des Philips-Gründers und der Hauptsponsoren ING, der BankGiro Loterij und KPN, können jährlich mehr als zwei Millionen Menschen das Rijksmuseum und Die Nachtwache besuchen.
Details:
Rembrandt van Rijn (1606-1669)
Die Nachtwache, 1642
Öl auf Leinwand
Rijksmuseum, Leihgabe der Stadt Amsterdam
Pressekontakt Deutschland, Österreich, Schweiz:
PR-Netzwerk Denhart von Harling: dh@segeband.de Annette Schäfer: presse@pr-netzwerk.net