Asien > Amsterdam

17. Oktober 2015 bis 17. Januar 2016
Philips Wing

Mit 170 Objekten aus China, Japan, Indien und Jakarta erzählt das Rijksmuseum ab dem 17. Oktober die Geschichte der Seeherrschaft der jungen Republik der Sieben Vereinigten Niederlande im Goldenen Zeitalter. Lackwerk, Elfenbein, Silber, Seide, Ebenholz und Unmengen von Porzellan strömten nach Amsterdam, die damals sprudelnde „Hauptstadt“ der Welt, und bereicherten die Interieurs des immer wohlhabender werdenden holländischen Bürgertums.

Das Rijksmuseum zeigt asiatische Schätze im holländischen Interieur

170 schätze aus 60 sammlungen

In der Ausstellung 'Asien > Amsterdam Luxus im Goldenen Zeitalter' sind darüber hinaus zahlreiche Gemälde aus dem 17. Jahrhundert zu sehen: Stillleben und Portraits von Bürgern, die sich inmitten ihres neu erworbenen Luxus abbilden ließen. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Peabody Essex Museum in Salem, USA, organisiert. Leihgaben stammen unter anderem aus Moskau, St. Petersburg, Versailles, London, Oxford, Madrid und Stockholm.

Ticketinformation

Für die Ausstellung Asien > Amsterdam Luxus im Goldenen Zeitalter brauchen Sie keine Sondertickets. Sie erhalten Zugang mit Ihrem regulären Museumsticket. Datum und Zeit brauchen nicht im Voraus ausgewählt werden. Mehr Informationen zu Tickets

Hauchdünnes weißes Porzellan

kalf Die aus außergewöhnlichen, kostbaren Materialien gefertigten und mit faszinierenden exotischen Motiven verzierten asiatischen Schätze, die vorher noch niemand gesehen hatte, sorgten in Amsterdam für eine wahre Sensation. Sie färbten und bereicherten die Welt der Niederländer, sie reizten die Fantasie und die Neugierde. Hauchdünnes weißes Porzellan mit blauen Motiven aus China, Schachteln aus wunderschönem Lackwerk und Elfenbein aus Japan, mit Edelsteinen besetzter Schmuck aus Indien und Indonesien, Seidenstoffe aus Japan, bizarre Muschelschalen, schwarzes Ebenholz, Filigranes aus Indien… die Holländer kamen angesichts all dieser schönen Dinge nicht mehr aus dem Erstaunen heraus und fügten sie voller Begeisterung in ihre bis dahin viel zurückhaltenderen Einrichtungen ein. Das Besondere daran war außerdem die Tatsache, dass sich nicht nur die Allerreichsten solche Gegenstände erlauben konnten, auch ein großer Teil der wachsenden Mittelklasse. All dieser kostbare Luxus wurde vom „ersten multinationalen Konzern der Welt“, der Verenigde Oostindische Compagnie, nach Amsterdam gebracht, zu jener Zeit der „Hafen der Welt“.

Das berühmte ‚Delfts Blauw‘

kendi Das blau-weiße Porzellan aus China erfreute sich ganz besonderer Beliebtheit. Es war sehr viel dünner, glatter und leichter als das Steingut, das bis dahin in Holland produziert worden war. Sehr schnell wurde die Keramikproduktion in Holland in der Stadt Delft verfeinert, und es entstand das berühmte „Delfts Blauw“, das demnach chinesischen Ursprung besitzt. Ab etwa 1660 gesellte sich das gefärbte japanische Porzellan hinzu, das VOC-Beamte bei ihrer Rückkehr aus dem Fernen Osten mitgebracht hatten. Wieder sorgte dieses Porzellan für eine Sensation, zwanzig Jahre später war es insbesondere das exklusive und demnach sehr teure Kakiemon-Porzellan, das bei der holländischen Elite ganz hoch im Kurs stand. Die Ausstellung zeigt zahlreiche Beispiele von Schüsseln, Schalen, Tassen und Kannen aus Porzellan, wobei eine Servierkanne mit goldenem Deckel etwa aus 1640 mit dem Wappen der stolzen Eigentümerin Erita de Blocq den Höhepunkt darstellt.

Lackwerk in allerhöchster Qualität

Mit der gleichen Faszination nahmen die Holländer japanisches Lackwerk auf, das aufgrund des komplexen und zeitraubenden Fertigungsverfahrens seltener und demnach kostbarer war. Für ein Schränkchen aus Lackwerk musste man im 17. Jahrhundert etwa 180 Gulden zahlen; zum Vergleich: ein gut situierter VOC-Beamter verdiente monatlich etwa 54 Gulden. Asien > Amsterdam zeigt eine Gruppe von Lackwerk in allerhöchster Qualität, darunter zwei sehr große Lackkisten. Eine davon konnte das Rijksmuseum vor zwei Jahren erwerben; sie ist sehr üppig mit eingelegtem Gold, Silber, Perlmutt und sogar Kristall dekoriert. Bei der anderen Kiste handelt es sich um eine Sonderanfertigung für die Frau des Generalgouverneurs Van Diemen, die auch ihren Namen trägt. Solche außergewöhnlich seltenen Objekte gelangten nur deshalb in holländische Hand, weil die Holländer in Japan eine solche Vertrauensposition innehatten. Niemals zuvor war in den Niederlanden eine solche Vielfalt an Lackwerk in dieser Qualität zu sehen.

Kostbare Möbel

lak Cabinet on stand, 17th century. Peabody Essex Museum, Salem, USAIn asiatischen Einrichtungen gab es ursprünglich nur wenig Möbel, und die Möbelstücke, die VOC-Beamte dorthin mitnahmen, waren nicht gegen das Tropenklima beständig. Daher ließen die Holländer Möbel aus lokalen Holzsorten anfertigen. Den asiatischen Möbelmachern gab man jedoch westliche Möbelmuster vor, was dazu führte, dass holländische Kabinette in einer Kombination aus östlichen und westlichen Materialien und Motiven angefertigt wurden. Manchmal waren diese mit Elfenbein eingelegt, wie bei dieser äußerst seltenen Wiege, die mit hinduistischen Darstellungen verziert ist. Elfenbein wurde auch in anderen Gegenständen verwendet, beispielsweise kleinen Kisten aus Ceylon, von denen eine mit einer Darstellung von Adam und Eva versehen ist: eine Auftragsarbeit eines VOC-Beamten, der dort lebte.

Die Formen asiatischer Möbel waren nicht immer für die holländischen Einrichtungen geeignet und wurden daher für die Nutzung in der Heimat angepasst. Tiefe Lackkabinette wurden auf einen Fuß montiert, manchmal sogar von den holländischen Möbelmachern zersägt und in einem neuen Kabinett zusammengefügt. Das holländische Interieur änderte sich auch unter dem Einfluss des asiatischen Luxus. So präsentierte man sein Porzellan auf speziell dafür geformten Brettern und Konsolen. Importierte Seide und Baumwolle brachten sehr viel mehr Farbe und Abwechslung in die Gestaltung von Bettwäsche, Gardinen und Wandbespannungen.

Meister der Abbildung

broche Auch Diamanten, Edelsteine, Filigranwerk, Perlmutt, Silber, Seide, Chintz und Fächer, aber auch Pfeffer, Tee sowie exotische Tiere wie Papageien und Affen gelangten auf dem Seewege nach Amsterdam. Selbstverständlich wollten sich die holländischen Bürger mit all diesem neuen Luxus verewigen. Ab Beginn des 17. Jahrhunderts fügten daher holländische Künstler diese Objekte in ihre Gemälde ein. Clara Peeters, Floris van Dyck, Pieter Claesz, Willem Claesz. Heda und Willem Kalf waren regelrechte Meister der Abbildung von glänzenden Porzellantexturen. Ein Mann, der wirklich modisch sein wollte, ließ sich mit einem seidenen „japanischen Rock“, einer langen, großzügig geschnittenen Jacke aus Seide porträtieren, wie der Amsterdamer Apotheker Johannes Hudde in 1686, dargestellt von Michiel van Musscher. Wer darüber hinaus auch noch chinesischen Tee aus einer chinesischen Teekanne in chinesische Tässchen einschenken konnte, serviert auf einem japanischen Lacktisch, hatte Asien wirklich in Amsterdam hoffähig gemacht.

Die Ausstellung 'Asien > Amsterdam' wurde mit Unterstützung vom Mondriaan Fonds, ING und Rijksclub möglich gemacht, in Zusammenarbeit mit dem Peabody Essex Museum in Salem, Massachusetts.

Die Ausstellung 'Asien > Amsterdam' ist vom 27. Februar bis 4. Juni 2016 im Peabody Essex Museum zu sehen.