80 Jahre Krieg. Die Entstehung der Niederlande

Mit einem zeitgenössischen Ausstellungsentwurf des flämischen Szenografen Roel van Berckelaer zeigt das Rijksmuseum, wie der Achtzigjährige Krieg die Niederlande verändert und geformt hat. Deutlich wird auch, wie der Süden, das heutige Belgien, durch diesen Krieg einen eigenständigen Charakter entwickelte. 80 Jahre Krieg ist die erste große Ausstellung, die den Konflikt als Ganzes beleuchtet und in eine internationale Perspektive rückt. Fragen wie Religionsfreiheit, Selbstbestimmungsrecht, Terror und Verfolgung, die auch heute aktuell sind, tauchen immer wieder auf.

Nationales Gedächtnis

Jeder hat schon einmal in irgendeiner Form vom Achtzigjährigen Krieg (1568-1648), dem Aufstand der Niederlande unter der Führung von Wilhelm von Oranien gegen den spanischen König Philipp II., gehört. Begriffe wie Bildersturm, zwölfjähriger Waffenstillstand, die Befreiung Leidens oder die Schlacht bei Nieuwpoort sind fest im kollektiven nationalen Gedächtnis der Niederlande verankert. Doch was verbindet diese Ereignisse miteinander, welche Bedeutung hatte dieser Krieg eigentlich und warum ist diese Periode für die Niederlande auch heute noch so wichtig? Das ist im Laufe der Zeit in den Hintergrund gerückt.

Bedeutende Themen

Image based on Gerard ter Borch, Man on Horseback, 1634, Courtesy: Museum of Fine Arts, Boston, Juliana Cheney Edwards CollectionDer Konflikt, der als Aufstand gegen die Herrschaft von Monarchie und Kirche begonnen hatte, entwickelte sich zu einem Krieg zwischen zwei Staaten – den Niederlanden und Spanien – von weltweitem Ausmaß. Was einst ein Land war, zerbrach nun in zwei Teile. Danach wuchsen beide Gebiete – die heutigen Niederlande und Belgien – auseinander. Der Norden – heute die Niederlande – wurde unter anderem dank des Krieges unermesslich reich und entwickelte sich zu einer Weltmacht. Diese Entwicklungen und die Folgen für Nord und Süd stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, wobei verschiedene Perspektiven beleuchtet werden. Immer wieder wird die Frage gestellt, welche Bedeutung diese geschichtliche Periode für die Gesellschaft hatte, in der wir heute leben. Schließlich sind die Niederlande aus diesem Krieg hervorgegangen. Zudem ging es während des Aufstands um bedeutende Themen wie Toleranz, Aufstand, Selbstbestimmung und Freiheit, Themen, die nach wie vor wichtig sind.

Objekte als Augenzeugen

Die Ausstellung 80 Jahre Krieg zeigt 200 Kunstwerke und Objekte, die in diesem Konflikt eine Rolle spielten und dadurch zu ‚Augenzeugen‘ wurden. Der Besucher erkennt in den Objekten Opfer des Bildersturms, Propagandamaterial, triumphalistische Kunstwerke, Siegesbezeugungen und Verluste sowie ergreifende persönliche Erinnerungen. Zu sehen sind unter anderem Gemälde von Bruegel, Rubens und Ter Borch, Bilder von Wilhelm von Oranien und Piet Hein, große Wandteppiche mit Schlachten und Belagerungen, Waffen und selbstverständlich auch wichtige Dokumente wie die Genter Pazifikation und den Frieden von Münster von 1648, der dem Krieg endlich ein Ende setzte.

Zwei Fernsehserien

In der 7-teiligen Fernsehserie 80 Jahre Krieg zeigt der NTR ab dem 28. September die Geschichten, die überall in den Niederlanden und darüber hinaus zu finden sind. Von Groningen bis Brüssel und von Den Briel bis Groenlo, überall besucht Hans Goedkoop mit Experten die Schlachtfelder. Ab dem 30. September strahlt der NTR zudem die historische Comedy Welkom in de 80-jarige Oorlog (Willkommen im Achtzigjährigen Krieg) aus, bei der Wilhelm von Oranien, Prinz Moritz, Philipp II. und der Herzog von Alba wöchentlich in einer heiteren Talkshow von Dorine Goudsmit (Plien van Bennekom) zu Gast sind.

Publikation

In Zusammenarbeit mit dem Fernsehsender NTR und dem Verlag Atlas Contact veröffentlicht das Rijksmuseum das reich illustrierte Buch 80 Jahre Krieg. Die Entstehung der Niederlande. Darin beschreibt Gijs van der Ham, Senior Konservator Geschichte am Rijksmuseum, die Geschichte des Krieges. Kunstwerke und Objekte der Ausstellung bilden dabei den roten Faden. Seine Beschreibung wechselt sich mit persönlichen Geschichten aus der NTR-Serie mit einer direkten Verknüpfung zur heutigen Zeit sowie Essays von unter anderem Judith Pollmann und Peter Vandermeersch ab. Ab Oktober 2018 im Rijksmuseumshop, über http://www.rijksmuseum.nl/shop und im Buchhandel erhältlich.

Webseite 80jaaroorlog.nl

Dem Achtzigjährigen Krieg wird in diesem Jahr an vielen Orten besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Um alle Aktivitäten zu bündeln, ist vom NTR und dem Rijksmuseum in gemeinsamer Zusammenarbeit mit dem Dordrechts Museum, dem Nationaal Militair Museum und dem Prinsenhof die Webseite 80jaaroorlog.nl entwickelt worden. Die Webseite umfasst eine interaktive Landkarte mit historischen Orten, aktuellen Ausstellungen und Veranstaltungen. Auf diese Weise kann sich jeder auf die Suche nach den Spuren des Achtzigjährigen Krieges machen, ob nah oder fern.

Mehr über 80 Jahre Krieg

Für weiterführende Schulen und Berufsschulen stehen in diesem Herbst zwei Führungen sowie die Vorstellung De vergeten zoon van Willem van Oranje (Der vergessene Sohn von Wilhelm von Oranien), gespielt von der Theatergruppe Tafel van Vijf, auf dem Programm. Die Programmgestaltung schließt an den Unterrichtsstoff an. Daneben veranstaltet das Rijksmuseum mit unter anderem dem Instituto Cervantes und Amerpodia Debatten, Filmvorführungen und Lesungen, die die geschichtliche Thematik mit aktuellen Themen verbinden. Weitere Informationen dazu werden zu gegebener Zeit auf https://www.rijksmuseum.nl/en/80-years-war bereitgestellt.

The exhibition 80 Years’ War. The Birth of the Netherlands has been made possible by the Mondriaan Fund and the Ministry of Education, Culture and Science.

Die Ausstellung 80 Jahre Krieg. Die Entstehung der Niederlande ist vom
12. Oktober 2018 – 20. Januar 2019 im Philips-Flügel des Rijksmuseums zu sehen.

Vorschau für die Presse Donnerstag 11. Oktober ab 9.30 Uhr